Unsere Gründungsschwestern
Am 3. August 1913 begannen vier Frauen, die Anton Pichlmair und vor allem Pater Rupert Mayer für diese Aufgabe begeistert hatten, ihre Vorbereitungszeit. Sie wurden als Schwester Maria (Angelika Schmuderer), Schwester Paula (Agatha Helmer), Schwester Josefa (Rosa Maier) und Schwester Martha (Anna Aschenmaier) am 29. Juni 1914 die ersten Schwestern von der heiligen Familie. Ihr Leben und Beten stellten sie unter den Schutz der heiligen Familie von Nazareth. Für ihre apostolische Tätigkeit wählten sie als Patron den heiligen Paulus. Anton Pichlmair wurde der erste Präses der Gemeinschaft, Pater Rupert Mayer SJ ihr erster Spiritual.
Gründungsschwestern in der Ausgehtracht:
v. li. Sr. Maria Schmuderer, Sr. Josepha Maier, Sr. Martha Aschenmeier, Sr. Paula Helmer
Pionierinnen
Schwester Paula von der heiligen Familie - Anna Hierstetter (1891-1956)
Sie prägte die Caritas mit. Anna Hierstetter wurde am 8. Juli 1891 in München geboren und ist mit sieben Geschwistern in einer angesehenen Münchner Handwerkerfamilie aufgewachsen. Die Theresienwiese war für die kleine Anna der nächstgelegene Spielplatz. Mit zunehmendem Alter gestaltete sie das Pfarrleben in der jungen Gemeinde St. Paul aktiv mit. Ihr Pfarrpatron, der hl. Paulus, sollte sie auf ihrem weiteren Weg begleiten; denn als sie sich mit 35 Jahren entschloss, in unsere Schwesterngemeinschaft einzutreten, erhielt sie bei der Einkleidung im Januar 1928 seinen Namen und ließ sich von ihm persönlich und beruflich inspirieren. "Die Liebe Christi drängt uns!" Mit diesem Wahlspruch des hl. Paulus im Herzen wollte sie sich ganz dem Herrn weihen und ihr Leben in den Dienst der Familien stellen. Ihr bisheriges Leben und ihr Beruf als Buchhalterin, den sie viele Jahre verantwortungsbewusst ausführte, war schon ganz erfüllt von Apostolat und Jugendarbeit in ihrer Heimatpfarrei St. Paul. Schon wenige Wochen nach der Einkleidung übernahm Sr. Paula die Leitung der Trinkerfürsorgestelle, die im Caritasverband München (s. www.caritasmuenchen.de) am 1. April 1928 neu eingerichtet worden war. Ebenso hatte sie die Oberhoheit über die Gruppen des sog. Kreuzbundes (Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige, siehe auch: www.kreuzbund-muenchen.de). Gemäß dem Apostolat unserer Gemeinschaft verstand sie ihre Aufgabe als Dienst an den Familien. Das ganzheitliche Heil der alkoholkranken Menschen lag ihr am Herzen. Deshalb wollte sie die Betroffenen und ihr familiäres Umfeld nicht nur zur völligen Enthaltsamkeit vom Alkoholgenuss bewegen, sondern sie auch sittlich religiös beeinflussen und die Kräfte des Guten in ihnen wecken. Dies gelang ihr durch unzählige persönliche Kontakte bei Hausbesuchen und auf dem Waldplatz in Obersendling. Hier sammelte sie jeden Samstag- und Sonntagnachmittag ihre Schützlinge um sich, bewirtete sie mit alkoholfreien Getränken, nahm sich Zeit zum Zuhören und bot Gelegenheit zum Kegeln, Kartenspielen, Singen und Feiern; oder sie lud zu einem Vortrag ein. ihre ganze Kraft und Liebe in den Dienst der Caritas und Suchtkrankenfürsorge (damals Trinkerfürsorge genannt) stellen. Hier war sie an dem Platz, an dem sie ihre große Güte und Hilfsbereitschaft allen Notleidenden zuteil werden ließ. Unterstützt wurde sie dabei von freiwilligen Helfern, zu denen auch ihre Mitschwester, unsere Sr. Hiltraut Butzer, gehörte. Die gemütliche Atmosphäre des Waldplatzes sprach sich bald bis Augsburg, Ingolstadt und Landshut herum; und so war Sr. Paulas Erfahrung für den Aufbau der Trinkerfürsorge auch an diesen Orten gefragt. Viele Wege machte Sr. Paula für ihre Anvertrauten und manche Familie verdankt ihr den Frieden und die Gesundung. Auch den Müttern wurde Sr. Paula eine Beraterin und Helferin. Gerne sorgte sie dafür, dass kranke und abgearbeitete Mütter auch einmal Wochen der Ruhe und Erholung bekamen. Wie geschätzt Sr. Paula bei den Alkoholikern war, und welche Anerkennung ihr Einsatz bei den Behörden fand, wird durch folgende Begebenheit deutlich, die uns Thea Schroff (1926-2002, leitete von 1970 bis 1993 die Landesstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen www.skfbayern.caritas.de) erzählte: "Ja, ein Schlüsselerlebnis mit Schwester Paula hat sicher manches in meiner beruflichen Laufbahn geprägt. Schwester Paula nahm mich während meines Praktikums einmal mit, wo ich erleben durfte, dass die Polizei und die Sanitäter, die inzwischen angerückt waren, wahnsinnig hilflos waren. Der betroffene Mann hatte das ganze Mobiliar zerschlagen und in den Hof runter geworfen. Die Polizei und Sanitäter warteten wohl bis alle Munition verschossen war, hatten aber inzwischen Schwester Paula angerufen. Schwester Paula ging mutig durch die Reihen und holte den Mann herunter; er hing in ihrem Arm und für mich war das ein Schlüsselerlebnis. Die ganze Affäre war zum mindesten zu diesem Zeitpunkt beendet. Ich habe sie ungeheuer bewundert." Als während und nach dem Zweiten Weltkrieg das Alkoholproblem in der Heimat nicht so brennend war, unterstützte sie Tausende von Menschen mit dem Notwendigsten an Lebensmitteln, Kleidung und Geld. Wie ihr Namenspatron, der Völkerapostel Paulus, es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, das Evangelium in die ganze Welt zu bringen, so hatte Sr. Paula, als sie nach 28jährigem unermüdlichem Liebesdienst starb, mit ihrem Charisma der Caritasarbeit den Weg gewiesen.
Schwester Magdalena von der heiligen Familie - Emma Engel (1894-1986)
Anwältin der Frauen und Mütter in der Kirche Eigentliche wollte Emma Engel Lehrerin werden. Doch nach zwei Jahren musste die gebürtige Dingolfingerin ihr Studium abbrechen, weil die Mutter schwer krank wurde und starb. Vielleicht war es gerade diese schmerzliche Erfahrung, die sie bewogen hat, in Zukunft ihre ganze Kraft den Müttern zu widmen. Unsere Gemeinschaft, zu der sie seit Juni 1919 gehörte und den Namen Magdalena erhielt, war dafür das geeignete Sprungbrett, um Familien vielfältig zu unterstützen und zu helfen. Zunächst war Sr. Magdalena in München und anderen Orten Bayerns als Pfarrschwester eingesetzt und konnte sich Einblick in die Situation der Familien verschaffen. Ab 1931 war sie Geschäftsführerin im Diözesanverband der Müttervereine (heute: Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands). In dieser Funktion organisierte sie bereits ab 1932 Mütterferien und gab so physisch und psychisch überbeanspruchten Müttern Gelegenheit, dem gewohnten Alltagstrott zu entkommen, Abstand zu gewinnen von der Familie und die eigene Mitte wiederzufinden. Durch Gespräche, Spiele, Geselligkeit, Gesang, Wanderungen, Gymnastik und religiöse Angebote versuchte sie, das Gemüt der Mütter aufzulockern und die Seele zu stärken, damit sie mit neuer Kraft in ihre Familie zurückkehren konnten. Natürlich kümmerte sie sich auch darum, dass die Familie während dieser Zeit versorgt war. So leistete sie wertvolle Vorarbeit für die Gründung des Müttergenesungswerkes im Jahr 1950.(www.muettergenesungswerk.de) 36 Jahre lang engagierte sich Sr. Magdalena leidenschaftlich für Frauen und Mütter. Mit einem Gedenkbildchen verabschiedete sie sich im Mai 1967: "Allen Frauen und Müttern dienend und liebend zugetan, gilt mein Abschiedsgruß vom Bündnis und der Erzbruderschaft der kath. Frauen und Mütter in der Erzdiözese München und Freising 1931 - 1967 Mein Beruf war mir immer Berufung zum Laienapostolat im Auftrag unserer heiligen Kirche, im Dienste der HEILIGEN FAMILIE. DEO GRATIAS!
In herzlicher Dankbarkeit und Treue mit Ihnen im Gebete vereint, Ihre Schwester Magdalena Engel"
Wer mit Sr. Magdalena zusammenarbeitete, lernte sie kennen und schätzen als eine starke Frau, die kämpfen konnte, wenn es um die Würde und Rechte der Frauen in der Kirche ging. Durch ihre fachliche Qualifikation und ihre rege Phantasie gelang es ihr, das Selbstbewusstsein und die Mitverantwortung der Frauen und Mütter in der Öffentlichkeit zu stärken. Auch über die Diözesangrenzen Münchens hinaus war ihr Wirken bekannt und geschätzt und fand seine höchste Würdigung in der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. "Wirksame Hilfe muss da ansetzen, wo Leben beginnt: bei der Frau, bei der Mutter, bei der Familie." Thea Schroff Mütter-Ferien-Gruppe mit selbst gebastelten Püppchen und Kasperle aus dem Fotoalbum von Sr. Magdalena mit dem Titel: "Auch der nimmermüden Mutter eine Erholungskur 1931/33/34/35"