Judith

Dankbar erinnere ich mich an meine Eltern.

Mein Vater verdiente den Lebensunterhalt für die große Familie als Schreiner. Meine Mutter war Hausfrau. Sie gebar 15 Kinder. Fünf starben im Kleinkindalter. Wir hatten zwei Zimmer. Diese bewohne ich mit zwei Geschwistern bis heute. Arm und zufrieden wuchsen wir auf. Wie meine Geschwister arbeitete ich ab dem 13. Lebensjahr, besuchte die Schule, machte das Abitur und begann ein Studium an der Uni. Diese Möglichkeiten hatte ich mir erarbeitet. Als ich 19 Jahre alt war starb meine Mutter an Krebs, nach einer kurzen und schweren Leidenszeit. Es fehlte das Geld für eine rechtzeitige Behandlung. Mein Vater starb an Herzversagen. Er hatte seit seiner Kindheit Mal de Chagas. Die Not in der Familie nahm kein Ende. Kurz nacheinander starben meine zwei verheirateten Schwestern an Krebs. Eine Schwester hinterließ zwei, die andere drei noch kleine Kinder. Nach all dem Leid kämpfte ich ein Jahr lang mit Depressionen, von denen ich mich nur langsam erholte. Seit meiner Kindheit beschäftigte ich mich mit Schneidern, das mir eine meiner Schwestern beibrachte. Damit verdiente ich mir den Lebensunterhalt. Mein Studium an der Uni hatte ich aufgegeben. Ich trug mich nun mit dem Gedanken, meine Nähkenntnisse zu verbessern um einen Berufsabschluss zu erlangen. Diese Möglichkeit bot mir die zweijährige staatlich anerkannte, private “Academia técnica Hna. Mechtildis”, geleitet von den Schwestern von der heiligen Familie. Im Februar begann für mich das erste Ausbildungsjahr. Ich freute mich sehr über dieses Angebot! Nach vier Wochen fing ich an zu kränkeln. Ich hatte große Schmerzen im Halsbereich mit Ess- und Sprachbeschwerden. In meiner Not griff ich zu Naturmitteln, ohne Erfolg. Ich wollte meine begonnene Ausbildung abbrechen. Die Direktorin der Akademie, Schw. Maria, gab mir den Rat zu bleiben und einen Arzt zu konsultieren. Diagnose: Krebs! Dann die Frage des Arztes: “Privat oder Krankenkasse?” Ich musste beides verneinen. Wieder fiel ich in eine Depression. Im Gespräch mit Schwester Maria kam das befreiende Angebot, die anfallenden Kosten für Tomografie, Radiotherapie, Magnetresonanz, Chemotherapie zu übernehmen, bis der Staat nach Überprüfung meiner finanziellen Situation die aktuellen Kosten trägt. Dies alles ließ ich über mich ergehen, gesundheitlich ging es mir langsam wieder besser. Mit Erfolg beendete ich das erste Jahr meiner Ausbildung. Ich hatte wieder Freude am Leben. Anfang März 2018 konnte ich das zweite Jahr meiner Ausbildung beginnen Gott sei’s gedankt! Auch allen Wohltätern, die mir eine neue Zukunft schenkten. Ich will leben und arbeiten, auch um Menschen zu helfen, die leiden, wie ich gelitten habe und keinen Ausweg mehr sehen. All meinen Wohltätern und deren Familien alles Gute, Gottes Segen und herzliche Grüße Judith „Judith kam in unserer Academia zu einem erfolgreichen Abschluss. Sie arbeitet selbständig als Schneiderin und hat ihr Auskommen Es geht ihr gesundheitlich weitaus besser; sie macht einen zufriedenen Eindruck und bringt immer wieder ihre Dankbarkeit zum Ausdruck für die Hilfe durch unsere Gemeinschaft. Sie besucht und umsorgt Krebspatienten im Krankenhaus und auch in den Familien.“ Hna. Maria C.
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