Anton Pichlmair

Begründer der Schwesterngemeinschaft Anton Pichlmair (1880-1937), der Sohn eines einfachen Bauern und Zimmermanns aus Gelting im Loisachtal, war einer der Hauptakteure in der katholischen Arbeiterbewegung Bayerns und die treibende Kraft bei der Gründung der neuen Schwesterngemeinschaft.Als erster Präses stand Pichlmair von der Gründung 1914 bis zu seinem Tod der Gemeinschaft vor, feierte und gestaltete mit den Schwestern die Liturgie und sorgte durch seinen Kunstsinn für eine stilvolle Ausstattung von Kapelle und Mutterhaus. Durch seine Persönlichkeit hat er die Gemeinschaft entscheidend geprägt.

In seiner ersten Kaplanstelle in der Münchner Großstadtpfarrei Herz Jesu in Neuhausen traf Pichlmair im Jahr 1909 auf eine Gruppe sozial aufgeschlossener junger Priester, denen bei ihrer seelsorglichen Tätigkeit täglich die unzureichenden Hilfen für Arbeiterfamilien in Notsituationen und der Verfall des christlichen Familienlebens in der Arbeiterschicht vor Augen standen.

"Ich war damals Kaplan in Herz Jesu in Neuhausen, und wir vier Kapläne sind immer um die Mittagszeit nach dem Essen zusammen gekommen, haben Zigaretten geraucht und miteinander alle Anliegen besprochen, bis so die einzelnen weggeläutet worden sind, auf den Friedhof oder zu einer Taufe oder sonst etwas. Und da bin ich dann einmal gerufen worden zu einer lungenschwindsüchtigen Frau. Die war schon fast sterbend, und alle ihre Kinder - es waren vier oder fünf -, waren alle da im Sterbezimmer drinnen bei der Mutter, ganz hilflos, niemand da, alles vollkommen verschmutzt, die Wäsche ist auf dem Boden herumgelegen, es war ganz schauerlich. Und das habe ich dann am Abend den anderen Kaplänen erzählt. Wir hatten zwar schon Krankenschwestern, aber die sind gekommen, haben die Kinder gewaschen und sind dann wieder verschwunden. Und wir haben dann gesagt: Wir brauchen doch jemand, der sich um solche Familien ganz annimmt." (Aus den Erinnerungen von Prälat Simon Irschl (1880-1978), der 1909 gemeinsam mit Anton Pichlmair in der Pfarrei Herz Jesu München-Neuhausen tätig war.)

Angespornt durch solche Erlebnisse, begann Pichlmair nach Wegen zu suchen, insbesondere arbeitende Frauen und Arbeiterfamilien zu unterstützen. 1910 wechselte er in die Leitung des Leohauses unter Carl Walterbach, wo er als Redakteur den verschiedenen Verbandszeitschriften mit seinem volksnahen, ansprechenden Stil zu großer Verbreitung verhalf.

Schon früh ging Pichlmair davon aus, dass Sozialarbeit nach christlichen Grundsätzen in Familien nicht mit weltlichen Kräften, sondern nur mit entsprechend geschulten Schwestern zu verwirklichen war. Tatsächlich waren in München im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert mehrere Frauengemeinschaften entstanden, die sich erfolgreich bestimmten sozialen Zwecken widmeten, etwa die Schwestern der Marienanstalt zur Unterstützung von Hausangestellten, die Drittordensschwestern (1902 zur Krankenpflege gegründet) oder die Schwestern vom Blauen Kreuz (heute Blaue Schwestern von der hl. Elisabeth), die seit 1901 Säuglings- und Kinderheime betreuten. Doch für die beiden neuen Formen der sozialen Arbeit, die Pichlmair und Walterbach vorschwebten - Familienpflege und die Leitung von Wohnheimen für Arbeiterinnen -, fand sich keine bestehende Schwesternschaft. Schließlich gab der Erzbischof von München und Freising, Franziskus Kardinal von Bettinger, 1912 bei einem Gespräch mit Walterbach und Pichlmair den Anstoß: "Schafft euch selber Schwestern!"

Pater Rupert Mayer SJ

Pater Rupert Mayer SJ (1876-1945) war 1912 von der Ordensleitung nach München geschickt worden mit dem Auftrag, sich der Zuwanderer anzunehmen, von denen jährlich mehrere tausend in die Großstadt München zogen. Durch sein seelsorgliches und karitatives Wirken, insbesondere aber durch seine Predigttätigkeit, wurde er in München zu einer stadtbekannten und verehrten Persönlichkeit. Dem aufkommenden Nationalsozialismus trat er entschieden entgegen und nahm dafür Predigtverbot und Haft in Kauf. Der Schwesterngemeinschaft blieb Pater Mayer stets verbunden, prägte als Spiritual in wöchentlichen Vorträgen die geistlich-religiöse Entwicklung der Schwestern und formte ihr Glaubensleben. Briefe aus seiner Haft im Kloster Ettal bezeugen das vertraute Verhältnis. 1987 wurde Pater Rupert Mayer durch Papst Johannes Paul II. in München selig gesprochen.

Siehe auch: www.jesuiten.org/wir-jesuiten/heilige-und-selige/rupert-mayer.html

Mit Hilfe von Pater Rupert Mayer konnte Pichlmair schließlich vier junge Frauen aus dem Umfeld der katholischen Arbeiterorganisationen Münchens gewinnen, die den mutigen Schritt wagten, eine neue Schwesterngemeinschaft zum Dienst an den Arbeiterfamilien zu begründen.