Besuch von Sr. Lucia in München
"Es ist ein großer Unterschied, ob man bestimmte Persönlichkeiten von mündlichen und schriftlichen Erzählungen kennt oder ob man die Orte ihres Wirkens einmal besucht und gesehen hat."Diese Gedanken formuliert Sr. Lucía Pérez am Ende ihres ersten Aufenthalts bei uns in München.
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Kreatives Recycling
Erika Torres Morillo berichtet von ihrem Weg zur selbständigen Unternehmerin
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Abschied aus Villa Abecia
„LA ESPERANZA“, „DIE HOFFNUNG“, diesen Namen trägt das Internat für Mädchen in Villa Abecia.
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Unsere Projekte in Corona-Zeiten
Projekte in der Pandemie
Am 3. Februar dieses Jahres begannen die Einschreibungen für den Kinderspeisesaal in Sucre Alto Mesa Verde. Eine Woche später kamen 180 Kinder aus bedürftigen Familien zum ersten Mal in diesem Jahr zum Mittagessen, teilweise 5 aus einer Familie. Am 14. März mussten wir, auf Anordnung der Regierung, den Speisesaal wegen Covid 19 schließen, ebenso die Hausaufgabenhilfe für 80 Kinder: 25 kommen am Vormittag, 55 am Nachmittag. Diese Regelung galt für alle Schulen und Erziehungseinrichtungen, sowie für Geschäfte, Restaurants und sonstige Lokale, ein strenger Lockdown eben. Unsere Schwestern entschlossen sich kurzerhand, jede zweite Woche im Monat Grundnahrungsmittel an bedürftige Familien zu verteilen. Sie waren dafür sehr dankbar, denn viele Väter und Mütter sind von einem Tag auf den anderen arbeitslos geworden und wussten kaum, wie sie ihre Familie ernähren sollten. Der karge Lohn reicht nicht, um Rücklagen für Notfälle zu bilden. Um wenigstens ein bisschen was zu verdienen, verkauften manche auf den Straßen Getränke, Essen und Kleingebäck an Vorübergehende.
In unserem Gesundheitszentrum Sagrada Familia haben die Mitarbeiter zusammen mit Hna. Rosa beschlossen, zusammenzuhelfen, um das Zentrum möglichst offen zu halten und leicht erkrankte Covid-Patienten getrennt von den anderen zu behandeln, nachdem die Krankenhäuser rasch an ihre Grenzen kamen. Viele Virus-Erkrankte, die zu uns kamen, waren sehr entmutigt und hatten große Angst vor einem evtl. bevorstehenden Tod. Die meisten von ihnen litten an Atemnot. Ein Sauerstoffgerät, das wir anschafften, war zur Behandlung sehr hilfreich. Vom 6.-23. August war unser Zentrum geschlossen, weil sich 14 der 19 Mitarbeiter angesteckt hatten. Gott sei Dank hatte niemand einen schweren Krankheitsverlauf. Ein großes Problem war zeitweise der Mangel an Medikamenten und Sauerstoffmasken in allen Apotheken der Stadt, weil eine Partei die Straßen blockierte und Nachschublieferungen verhinderte. Dies kostete vielen Patienten das Leben. Indessen nähten die Schwestern eifrig Schutzanzüge für das Personal im Gesundheitszentrum und Mund-Nasen-Bedeckungen und verschenkten sie an Menschen auf der Straße, denen das Geld zum Kauf fehlte oder die noch gar nicht wussten, worum es geht. Sr. Marita Seitz, Sr. Rosa Villca
Das Internat in Villa Abecia ist ebenfalls seit Anfang März geschlossen, ebenso das Studentinnenwohnheim in Camargo. In der Academia wurde teilweise virtuell unterrichtet, teilweise wurde Präsenzunterricht erteilt bei Reduzierung der Schülerzahl, damit dieses Schuljahr für sie nicht verlorengeht und ein Abschluss möglich wird. Die MitarbeiterInnen der Familienpastoral mussten viele geplante Veranstaltungen absagen und versuchten, soweit möglich, den Kontakt zu den Menschen durch virtuelle Angebote aufrecht zu erhalten. Zurzeit ist das Infektionsgeschehen in Bolivien im Vergleich zu Deutschland auf einem niedrigen Niveau: zwischen 100 und 200 Ansteckungen täglich. Doch gibt es natürlich auch dort Hotspots und die Zahl der Toten ist mit ca. 9.000 relativ hoch. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen SpenderInnen, die die Arbeit unserer Schwestern in Bolivien tatkräftig unterstützt haben und hoffen, dass Sie dies auch weiterhin tun werden, denn die Not ist größer als in Deutschland.
Berichte aus Bolivien
Schwester Lucia
Mein Name ist Lucia Perez Guzman, ich bin in Chuquisaca - Hernando Siles - San Juan del Pirai geboren und habe sechs Geschwister. Als ich 15 Jahre alt war, wollte ich in ein Kloster in Sucre eintreten. Da ich noch minderjährig war, war es nicht möglich, meinen Traum zu verwirklichen. So entschied ich mich, mit der Schule weiterzumachen und hielt gleichzeitig Kontakt zu den Schwestern von der heiligen Familie, um deren Lebensstil kennenzulernen. Im Jahr 2009, als ich 18 Jahre alt war, trat ich als Aspirantin in die Gemeinschaft ein. Ich war sehr glücklich, weil ich meine ersten Schritte in der Nachfolge Christi machen durfte. In dieser Zeit habe ich das Abitur gemacht. 2010 begann die Ausbildungsphase des Postulats. Ich konnte die Gemeinschaft näher kennenlernen: das Gemeinschaftsleben, das Gebet und das Apostolat und ich konnte bei den verschiedenen Aktivitäten mitmachen. 2011/12 wurde ich im Noviziat angeleitet, durch persönliches und gemeinschaftliches Gebet eine engere Freundschaft und Nähe zu Jesus zu pflegen. Ich habe auch eine umfassende Ausbildung erhalten, z. B. durch die Teilnahme an der Noviziatsschule in Sucre. In dieser Zeit nahm ich auch an Kochund Backkursen und an Näh- und Schneidereikursen in unserem Institut „Hermana Mechtildis“ teil, sowie an Fortbildungen, die die Familienpastoral anbot. Am 2. Februar 2013, dem Tag der Darstellung des Herrn, erhielt ich das Schwesternkleid und wurde somit Schwester von der heiligen Familie. Nun begann die Etappe des Juniorats. Von 2014-2018 war ich verantwortlich für den Kinderspeisesaal „Sagrada Familia“ in Alto Mesa Verde, einem Stadtteil von Sucre, wo täglich zwischen 100 und 180 Kinder im Alter von drei bis vierzehn Jahren aus armen oder zerrütteten Familien ein warmes Mittagessen erhalten. Durch diese Aufgabe hatte ich Gelegenheit, bei Gesprächen mit Eltern, Großeltern oder Beratern viel Einblick in familiäre Situationen zu erhalten. Daher kann ich sagen, dass das Charisma unserer Gemeinschaft für mich von entscheidender Bedeutung und sehr aktuell ist: den Familien menschliche und christliche Werte zu vermitteln. 2016 begann ich an der Universität San Francisco Xavier de Chuquisaca Sozialarbeit zu studieren. Dabei konnte ich die wissenschaftliche Theorie mit der Praxis verbinden, um so einen kompetenteren Dienst an der am meisten gefährdeten Bevölkerung der Gesellschaft leisten zu können und zur Verbesserung ihrer Lebenssituation beizutragen. 2018 machte ich mein Praktikumsjahr in einer öffentlichen Einrichtung des städtischen Sozialamtes, in der weibliche Opfer von Gewalt betreut werden. Dabei habe ich viel Wissen in diesem Bereich erworben, aber es gab Situationen, die mir als Schwester von der heiligen Familie nachgingen, z. B. die Tatsache, mitzubekommen, wie Familien auseinanderbrechen aufgrund von Gewalt oder mangelnder Kommunikationsfähigkeit. Angesichts dieser Realität spüre ich, wie wichtig es ist, durch Hausbesuche Familien zu begleiten und zu beraten, um die Ehe und das Familienleben zu stabilisieren. Nachdem ich bereits seit sieben Jahren zur Gemeinschaft gehöre und die oben genannten Erfahrungen machen durfte, bin ich überzeugt, dass Gott mich als Arbeiterin in seine Ernte ruft und mich einlädt, dem Beispiel Jesu von Nazareth zu folgen, der sein Leben damit verbrachte, den Bedürftigsten Region BOLIVIEN Gutes zu tun. In dieser Gewissheit richte ich meine Bitte an die Gemeinschaft der Schwestern von der heiligen Familie, mich in diesem Jahr zur Lebensweihe zuzulassen, um mich so für immer an die Gemeinschaft binden zu können und im Namen Christi den Familien zu dienen.